Das Projekt Agirre in Berlin 1941-2016 geht auf eine Idee aus dem Jahr 2012 zurück, als der 75. Jahrestag der Bombardierung Gernikas begangen wurde. Das baskische Kulturzentrum von Berlin Euskal Etxea organisierte in diesem Jahr verschiedene Veranstaltungen, um an den Jahrestag zu erinnern. Dabei wurde die Notwendigkeit diskutiert, den Aufenthalt des baskischen Ministerpräsidenten (Lehendakari) Agirre in der deutschen Hauptstadt im Jahr 1941, als er sich im 2. Weltkrieg auf der Flucht befand, einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Ausgehend von diesem Gedanken wurden verschiedene Projekte und Veranstaltungen ins Leben gerufen, die sich in drei Themenbereiche aufgliedern:

// Agirre in Berlin 1941-2016

Die historische Persönlichkeit des Lehendakari Agirre, sein Aufenthalt in Berlin, die Bedeutung seiner Regierung und seiner Arbeit im Exil sollen der Öffentlichkeit nahe gebracht werden. Hierzu wurden die folgenden kostenfrei in mehreren Sprachen zur Verfügung stehenden Materialien erstellt:

  • Karte des Aufenthalts Agirres in Berlin 1941 mit Verweisen auf das heutige Berlin. Die auf Grundlage seiner authentischen Tagebücher erstellte Karte ist auf Deutsch, Baskisch und Spanisch verfügbar. Sie wurde vom Euskal Etxea Berlin erstellt und dabei von Ingo Niebel unterstützt, der die Redaktion der Texte übernommen hat. Für die Gestaltung waren Ales Landeta und Gaizka Muñoz von Sirope Projekts zuständig.
  • Teilübersetzung ins Deutsche der Tagebücher zu seinem Aufenthalt in Deutschland. Auf Grundlage der von Iñaki Goiogana für die Sabino Arana-Stiftung erstellten kritischen Ausgabe wurden ausgewählte Teile von Ingo Niebel ins Deutsche übersetzt.
  • Übersetzung ins Deutsche der Deutschland betreffenden Kapitel des Werks De Guernica a Nueva York pasando por Berlín (Von Gernika über Berlin nach New York) von Agirre. Dieses 1942 während seines Aufenthalts in New York verfasste Werk gibt die Erlebnisse und Gedanken wider, die er in seinen zwischen 1940 und 1941 geführten Tagebüchern aus Sicherheitsgründen nicht schreiben konnte. Die Übersetzung wurde von Christine Paasch-Kaiser angefertigt.

Diese in deutscher Sprache vorliegenden und öffentlich zugänglichen Materialien stellen die wesentlichen Ergebnisse des Projekts Agirre in Berlin dar. Die Dokumentationen werden durch zwei Vorträge ergänzt: Am 31. Mai spricht Inaki Goiogana im Instituto Cervantes Berlin und am 3. Juni hält Xabier Irujo einen Vortrag am Sitz des Kulturzentrums Euskal Etxea Berlin. Die Themen sind Gegenstand zweier Konferenzen und verschiedener Veranstaltungen, die an den jeweils folgenden Tagen stattfinden werden und einen möglichst umfangreichen Blick auf den Lehendakari und seine Regierung bieten sollen.

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// Akademischer Kongress: The International Legacy of Lehendakari José Antonio Agirre’s Government

Die wissenschaftliche Konferenz The International Legacy of Lehendakari José Antonio Agirre’s Government soll das Erbe des ersten baskischen Ministerpräsidenten (Lehendakari) José Antonio Agirre (1904-1960) allumfänglich untersuchen und einen aktuellen Blick auf seine demokratische und europäische Dimension sowie die persönlichen und diplomatischen Beziehungen und politischen, sozialen und kulturellen Überzeugungen des Politikers bieten.

Der internationale Kongress wird im Frühjahr 2016 in Reno (William Douglass Center for Basque Studies, University of Nevada, Reno), Berlin (Humboldt-Universität zu Berlin) und New York (Columbia University) stattfinden. Zeitgleich werden in Berlin die vom Deutsch-Baskischen Kulturverein Gernika – Euskal Etxea organisierten Veranstaltungen zum Anlass des 75. Jahrestags des Aufenthalts des Lehendakari Agirre in dieser Stadt durchgeführt. Die Konferenz kann auf die Teilnahme von mehr als 15 anerkannten Wissenschaftlern zählen, die unter anderem die Rolle ausländischer Mächte wie Großbritanniens und des Vatikans im Verlauf des spanischen Bürgerkriegs, den Gedanken der europäischen Integration, welcher die diplomatischen Aktivitäten der baskischen Exilregierung leitete, den politischen Einfluss des baskischen Exils sowie die Bedeutung der Erinnerungskultur in der aktuellen Politik und Kunst des Baskenlandes beleuchten werden.

Organisationskomitee: Prof. Mari Jose Olaziregi (Instituto Vasco Etxepare – MHLI), Prof. Xabier Irujo (William Douglass Center for Basque Studies– Reno) und Prof. Carsten Sinner (Universität Leipzig)

Sekretär der Konferenz: Unai Lauzirika  (Universität Leipzig)

Finanzielle Unterstützung: Baskisches Institut Etxepare, William Douglass Center for Basque Studies (University of Nevada, Reno), Universität Leipzig, Agirre Lehendakaria Center (Universidad del País Vasco – Euskal Herriko Unibertsitatea), Cátedra Mikel Laboa (UPV-EHU) und Forschungsgruppe MHLI (UPV-EHU).

Mari Jose Olaziregi (Etxepare Institutua), Xabier Irujo (CBS, Reno), Carsten Sinner (Universität Leipzig)

// Kongress: Agirre in the Arts: The Spanish Civil War and the Basque Exile in the Arts

Am 2. Juni wird eine zweite Konferenz mit einer kulturellen Ausrichtung stattfinden, die vom Kulturzentrum Euskal Etxea Berlin in Zusammenarbeit mit dem Institut Etxepare, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Leipzig organisiert wird.

Auf dieser Konferenz wird das Thema des spanischen Bürgerkriegs und des baskischen Exils aus interdisziplinärer Perspektive betrachtet. Fünf Vorträge werden vermitteln, wie die verschiedenen Kunstzweige die Themen spanischer Bürgerkrieg, Exil, Erinnerungskultur oder auch die Bombardierung Gernikas analysiert und interpretiert haben, ohne dabei außer Acht zu lassen, welchen Einfluss die bewaffneten Konflikte auf die Autoren und die Künstlerszene jener Zeit hatten.

Begleitend zur Konferenz wird im Studio R des Gorki Theaters das Werks Zaldiak eta beren itzalak – Die Pferde und ihre Schatten von Kirmen Uribe und Mikel Urdangarin uraufgeführt.

Am 3. Juni finden die Veranstaltungen ihren Abschluss mit dem Vortrag von Prof. Irujo vom Center of Basque Studies der University of Nevada aus Reno. Dieser Vortrag wird die Deportation der baskischen Juden aus dem französischen Baskenland während der Besatzung durch die Nazis im 2. Weltkrieg behandeln und dabei auf die Erinnerungen des baskischen Agenten Bingen Ametzaga zurückgreifen.